Kreiswerke beantragen Zwischenlager in Spröda

Vorschlag im Streit um Müll aus Cröbern / Gebührenerhöhung unklar

Von ALEXANDER WEISE

Kreisgebiet. Die Kreiswerke Delitzsch (KWD) drängen beim Leipziger Regierungspräsidium auf die eilige Genehmigung eines Zwischenlagers in Spröda für 120.000 Tonnen Müll. Das rund 1,5 Millionen Euro teure Vorhaben ist Bestandteil eines Vertragsangebotes an den Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) infolge des Streits um heizwertreiche Reste von der Deponie Cröbern. Offen bleibt indes, inwieweit dies eine Erhöhung der Müllgebühren im Kreis nach sich zieht.

Des Weiteren beinhaltet der Vorschlag die Korrektur der im bestehenden ZAW-Kontrakt festgesetzten Qualitätsparameter für die heizwertreichen Reste sowie „die Abnahme von 115.000 Tonnen jährlich ab dem 1. Mai“, sagt Delitzschs Landrat Michael Czupalla (CDU). Bislang hatten die KWD, die das Material aus Cröbern für die Herstellung von Ersatzbrennstoff benötigen, wegen Qualitätsdefiziten deutlich weniger angenommen. Deshalb war ein heftiger Streit mit dem ZAW sowie dessen Tochter, dem Deponiebetreiber Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV), entbrannt. Die WEV (Defizit: 4,5 Millionen Euro) musste die überschüssigen Mengen teuer losschlagen - jetzt droht ihr die Insolvenz (LVZ berichtete).

Wir brauchen das Lager, weil wir die heizwertreichen Reste zu diesen Qualitäten nicht komplett loswerden, erst ab 2008“, so Landratsamts-Dezernent Horst Fiedler. Spröda stelle jedoch nur eine Variante dar. „Auch die Kooperation mit der WEV bei der Zwischenlagerung ist denkbar.

Nach Informationen dieser Zeitung findet sich in dem Vertragsangebot ein erhöhter Preis, den die KWD pro Tonne heizwertreiche Reste von der WEV verlangen. „Darin sind Kosten für Transport und Lagerung enthalten“, betont Czupalla. Er erwarte noch diese Woche eine Antwort des ZAW, dessen Vorsitzende Petra Köpping, Landrätin Leipziger Land, war gestern aus beruflichen Gründen nicht mehr zu erreichen.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 26.04.2006, Titelseite



GUTEN MORGEN


Im Müllstreit zwischen dem Landkreis Delitzsch und dem Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) ist die Kuh noch nicht vom Eis. Zwar haben die Kreiswerke und die Verantwortlichen im Landratsamt ihre Hausaufgaben erledigt und einen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Demnach könnte ab dem 1. Mai der Müllstrom zwischen Cröbern und Delitzsch wieder flüssig hin und her diffundieren. In Anbetracht des Millionen-Lochs bei der von der Pleite bedrohten Westsächsischen Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft, die für den ZAW die Deponie in Cröbern betreibt, steht allerdings zu befürchten, dass das Pokerspiel um die heizwertreichen Reste die nächste Runde erlebt. Zumal es offenkundig längst nicht mehr lediglich um die Herbeiführung einer zeitnahen, wirtschaftlich fairen Lösung geht. In Leipzig wird bereits offen über Managementpatzer, Verfehlungen bei der Konzeption des Cröberner Prestigeprojektes (LVZ berichtete) sowie eine Explosion der Müllgebühren spekuliert. Automatisch schließt sich die Frage an, wer hier was zu verantworten hat. Es bleibt also spannend.

Ihr Alexander Weise

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 26.04.2006, Titelseite


 »»» weitere Zeitungsartikel

 »»» zur Startseite