Papierasche auf Asbest in Spröda

Delitzsch (dom). Nicht mit Papierschlamm, wie in der Ausgabe vom 21./22. Januar irrtümlich berichtet, sondern mit nasser Papierasche wird auf der Deponie Spröda asbesthaltiger Bauschutt abgedeckt. Auf diese Feststellung legen die Kreiswerke Delitzsch als Betreiber der Deponie Wert. Der Einbau von Papierschlamm sei verboten. Das Regierungspräsidium Leipzig war aufgrund von Kreiszeitungs-Recherchen kurzfristig zu einem Kontrollbesuch in Spröda aufgetaucht – und fand Papierasche vor.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 31. Januar 2006


Kontrolleur: Deponie ist sauber

Experte aus Regierungspräsidium aufgrund von Kreiszeitungs-Recherchen zu Blitzbesuch in Spröda

Von Dominic Welters

Delitzsch/Leipzig. Dem Bürgerverein Sauberes Delitzscher Land ist die seit Juni 2005 geschlossene Deponie Spröda suspekt. Weshalb der Vorsitzende der Initiative, der Zschepener Dietmar Mieth, Strafanzeige gegen die Geschäftsführung der Kreiswerke Delitzsch bei der Staatsanwaltschaft stellte. Begründung: „Gefährdung der Umwelt und der Gesundheit der Bevölkerung durch fehlerhaft ausgeführte Ablagerungen asbesthaltiger Baustoffe, wodurch krebserregende Fasern freigesetzt werden könnten.“ Wie berichtet, verwahren sich die Kreiswerke als Betreiber der alten Kippe gegen die Vorwürfe. Das belastete Material, das die Werke bei der gegenwärtigen Profilierung des Deponiekörpers verwenden, werde sehr wohl ordnungsgemäß abgedeckt. Etwa mit nasser Papierasche, was ebenso zulässig sei wie der eigentliche Einbau des asbesthaltigen Bauschutts selbst.

Die – wie Kreiswerke-Chef Heinz Böhmer betont – unzulässige Gleichsetzung von nasser Papierasche und Papierschlamm in dem Kreiszeitungsbeitrag Asbest in Spröda – Initiative zeigt Kreiswerke an vom 21./22. Januar hatte zwei Tage nach Erscheinen des Artikels ein Nachspiel. Juri Schlykow, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft im Umweltfachbereich des Regierungspräsidiums Leipzig (RP), war aufgrund der Kreiszeitungs-Recherchen hellhörig geworden und – wie es im RP gang und gäbe ist – pflichtbewusst zu einer Blitz-Kontrolle nach Spröda gereist. Dort stellte er fest: Die Deponie ist sauber, der vermeintliche Papierschlamm ist in Wahrheit nichts anderes als nasse Papierasche. Diese ist unbedenklich, weil sie keine organischen Bestandteile enthält. Schlykow gestern auf Anfrage: „Organikreiche Abfälle dürfen seit dem 1. Juni 2005 nämlich nicht mehr deponiert werden.“ Dies sehe die Abfallablagerungsverordnung des Bundes vor.

Deponie-Mitarbeiter Steffen Spiegler steht hier nicht auf Papierschlamm, sondern auf nasser Papierasche.
Deponie-Mitarbeiter Steffen Spiegler steht hier nicht auf Papierschlamm, sondern auf nasser Papierasche.
Foto: Manfred Lüttich

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 31. Januar 2006, Seite 5



HINTERGRUND


Papierschlamm ist ein Rückstand, der in der Papierfabrik Stora Enso Sachsen in Eilenburg bei der Verarbeitung von Altpapier entsteht. Er enthält organische Bestandteile (zum Beispiel Zellulosefasern). Er wird durch Dekanter beziehungsweise Filterpressen bis zur Stichfestigkeit entwässert und im Reststoffkessel der Papierfabrik verbrannt. Im technisch entwässerten, stichfesten Zustand hat er noch einen Wassergehalt von zirka 40 Prozent. Papierschlamm darf auf der Deponie nicht mehr eingebaut werden.

Papierasche ist der Rückstand der Verbrennung des stichfesten Papierschlammes und enthält somit keine organischen Bestandteile mehr. Die Papierasche ist im Aschesilo der Papierfabrik absolut trocken (weniger als 0,5 Prozent Wassergehalt). Infolge ihres Aluminiumoxidgehaltes kann sie zum Beispiel im Zementwerk zur Substitution von Ton beziehungsweise Bauxit eingesetzt werden. Wenn dieser und andere Verwertungswege technisch bedingt nicht möglich sind, kann die Papierasche auch als Deponiebaustoff eingesetzt werden. Für den Einsatz als Deponiebaustoff muss in der Papierfabrik die Trockenasche beim Austrag aus dem Aschesilo mit Wasser benetzt werden, um den Staub zu binden. Die Feuchtigkeit ist dann etwa mit Boden zu vergleichen. Befeuchtet wird nur so weit, dass die Asche nicht staubt. Die Papierasche enthält 20 bis 30 Prozent Kalk, keine Schadstoffanteile und ist für den Deponiebau gut geeignet.

     Quelle: Kreiswerke Delitzsch

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 31. Januar 2006


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