Neue Vorwürfe gegen Mörtl

Müll-Gemauschel in Delitzsch?

Delitzsch. Bärenjagd und Luxuslimousine auf Firmenkosten und jetzt auch noch dubiose Müllgeschäfte? Die Gerüchte um den geschassten Chef der Technischen Werke Delitzsch (TWD), Lutz Mörtl, reißen nicht ab. Nach Informationen dieser Zeitung soll die Sächsische Anti-Korruptionseinheit Ines den Ex-Geschäftsführer nicht etwa wegen Untreue, sondern wegen seiner rührigen Aktivitäten in der Müllbranche verfolgen.

Der städtische Stromversorger ist einer von drei Gesellschaftern, die das im vorigen Jahr in Betrieb genommene Biomassekraftwerk in Delitzsch-Südwest betreiben. Dort können jährlich 150.000 Tonnen Holz verbrannt werden. Eine Menge, die ausreicht, drei Städte in der Größe von Delitzsch (knapp 30.000 Einwohner) mit Strom zu versorgen. Doch längst nicht nur Holz soll in dem Ofen verfeuert worden sein. Informanten sprechen von Teppichresten und Klinikabfällen, die unter dem geschredderten Holz verborgen gewesen sein sollen – das wäre ein klarer Verstoß gegen die Betriebsauflagen. Bürgerrechtler wie der Zschepener Dietmar Mieth haben schon lange ein Auge auf die Lieferungen, die das Biomassekraftwerk erreichen und schon vor Monaten davor gewarnt, dass es zu einer verdeckten Müllverbrennungsanlage werden könnte. Hintergrund: Der Betrieb, der bestätigt, dass in dem Kraftwerk nur Altholz der von den Behörden zugelassenen Klassen 1 bis 4 verbrannt wird, ist das Zeitzer Unternehmen BMG/SVG. Eine Firma, die zu 49 Prozent dem Kraftwerksmiteigentümer TWD gehört. Über sie soll der passionierte Jäger Mörtl einen Dienstwagen Audi A 8 für seine Freundin und eine private Reise nach Russland im Wert von 14.000 Euro abgerechnet haben.

Nach Angaben des Dresdner Oberstaatsanwaltes Bogner lag gestern noch kein Ermittlungsauftrag des Generalstaatsanwaltes in Sachen Mörtl an die Ines vor. Zu den möglichen Untersuchungszielen wollte sich Bogner aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. Am Tag zuvor hatte Staatsanwalt Christian Avenarius jedoch einen Zusammenhang mit den Untreuevorwürfen bestritten.

Mörtl war am 23. September als TWD-Chef von den Gesellschaftern, Stadt Delitzsch und Eon Thüringer Energie AG, entlassen worden. An diesem Tag verlor er auch seine Geschäftsführerposten bei der BMG/SVG, der Gasversorgung Delitzsch und den Stadtwerken Delitzsch.

Klaus Staeubert

LVZ-Hauptteil vom 03.11.2005


 »»» weitere Zeitungsartikel

 »»» zur Startseite