Kreiswerke machen aus Abfall Kohle

Delitzsch. Carbolight heißt das Zauberwort der Delitzscher Kreiswerke. Die Landkreis-Tochter macht aus Abfällen buchstäblich Kohle. 40.000 Tonnen des so genannten Ersatzbrennstoffes stellte das Unternehmen im vergangenen Jahr aus Gewerbeabfällen her. Es verdrängt zunehmens fossile Brennstoffe in Industrieöfen.


Carbolight verdrängt Braunkohle

Von Klaus Staeubert

Delitzsch. Kohle ist teuer, Öl und Gas ebenso - und einmal verbrannt, produziert unsere Erde diese Rohstoffe so schnell nicht wieder. Alternativen Brennstoffen gehört deshalb die Zukunft. Und die hat für die Delitzscher Kreiswerke längst begonnen.
40.000 Tonnen Carbolight stellte das Unternehmen im vergangenen Jahr schon her. „Vor Jahren ist das Basismaterial dafür noch weggeworfen worden“, sagt Hans-Dieter Hänsel, der Leiter der Ersatzbrennstoffanlage der Kreiswerke im Delitzscher Gewerbegebiet Südwest. Carbolight ist ein reines Abfallprodukt.

Verwertet werden dafür unter anderem Reste aus der Wertstoffsortierung des Dualen Systems oder der Automobilherstellung wie Stoßstangen, Kunststoffe und Filze. Aber auch Gewerbemischabtalle, Rückstände aus der Papierproduktion oder Ionen-Austauscher aus der Wasseraufbereitung werden dort nach energetischen Gesichtspunkten getrennt, zerkleinert, wieder vermischt und schließlich zu heizwertreichen Flocken zusammengepresst.

Zum Start vor vier Jahren stellte das Werk mit seinen 18 bis 22 Mitarbeitern täglich 150 Tonnen Ersatzbrennstoff her. „Heute sind es 230 Tonnen“, freut sich Kreiswerke-Chef Manfred Buder. Doch der Absatz unterliegt noch starken konjunkturbedingten Schwankungen - vor allem in der Bauwirtschaft. Stottert der Baumotor, gehen in den Zementwerken die Öfen aus und dann stoppt auch der Absatz des Ersatzbrennstoffwerkes. Denn die Landkreis-Tochter beliefert derzeit drei Zementwerke mit Carbolight. Für die ist der Ersatz fossiler Brennstoffe durchaus lukrativ. Immerhin erzielen die Kreiswerke ihre Produktionskosten aus den Erlösen der Abfallannahme. Derzeit liegen die gewerblichen Müllpreise allerdings im Keller. Grund: Ab Mitte 2005 dürfen in Deutschland keine unbehandelten Haus- und Gewerbeabfälle mehr auf Deponien verkippt werden. Deshalb versuchen viele Kippenbetreiber über Dumpingpreise noch das letzte große Müllgeschäft zu machen. „Wir müssen deshalb bis 2005 über die Runden kommen“, sagt Buder, „danach geht es uns besser.

Der Optimismus kommt nicht von ungefähr: Im Zementwerk Bernburg beispielsweise wurde vor Jahren noch alle Wärme aus Braunkohle gewonnen, sagt Buder. Heute seien bereits 80 Prozent der Brennstoffe durch Carbolight ersetzt. „Und die wollen auf 100 Prozent“, hofft der Kreiswerke-Chef. Für ihn kein Problem: Die Anlage in Delitzsch schafft 150.000 Tonnen im Jahr.

Statt auf Deponie schaufeln Kreiswerke aufbereitete Abfälle in Öfen von Zementwerken

Im Bunker des Ersatzbrennstoffwerkes:
Tonnenweise lagert dort der aus Abfällen hergestellte Feuerungszusatz Carbolight.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 04.02.2004


Meine Meinung

Zeichen der Zeit verstanden

Von KLAUS STAEUBERT (LVZ)

Aus dem Auge, aus dem Sinn. Nach der Devise entledigen wir uns seit Menschengedenken unseres alltäglichen Mülls. Ob Generationen nach uns ihre Existenz auf den Resten unseres Wohlstandslebens errichten, darum scherten wir uns bislang wenig. Munter haben wir Löcher gegraben, unsere Abfälle da hineingekippt, alles zugeschüttet und im doppelten Wortsinn Gras darüber wachsen lassen.

Doch nicht nur unsere Lebensräume sind begrenzt, auch die natürlichen Ressourcen lagern in keinem Fass ohne Boden. Deshalb führt an Umweltreformen kein Weg vorbei. Das Verkippungsverbot für Haus- und Gewerbeabfälle ab 2005 beispielsweise zielt da in die richtige Richtung. Es heizte zwar bei uns eine lange Diskussion über Müllverbrennung an, setzte aber in der Wirtschaft zugleich Kreativität frei. Ideen wurden geboren, wie aus Abfällen größtmöglicher Nutzen gezogen werden kann. Die Delitzscher Kreiswerke stellen inzwischen aus Gewerbeabfällen einen Brennstoff für Industrieöfen her. Zum einen werden so Deponieräume, zum anderen wertvolle fossile Brennstoffe gespart.

Aus ökologischer Sicht ein doppelter Erfolg.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 04.02.2004


Lesen Sie doch mal, was die Kreiswerke vergraben haben und was ihnen aus dem Sinn gekommen ist.  »»» Shredderabfälle in Lissa

 »»» zur Startseite