Eine Märchenstunde

Zum Wegzug der Delitzscher Firma Bioplanta und dem Leserbrief von Georg Bosold vom BUND (12. März):

Den Gegnern der für Delitzsch geplanten Müllverbrennungsanlagen gehen wohl langsam die seriösen Argumente aus. Anders kann ich mir jedenfalls den Leserbrief nicht erklären. Die Behauptung, Bioplanta verlasse Delitzsch wegen dieser Anlagen, ist schlicht frei erfunden. Leipzig hat passgenau für Firmen wie die Bioplanta ein Technologiezentrum errichtet und Delitzsch eben nicht. Das ist der Grund für den Wechsel. Natürlich wird darüber zu reden sein, ob Stadt und Landkreis durch mehr Engagement den Firmensitz und damit die Gewerbesteuerein nahmen für Delitzsch hätten retten können.

Eine Märchenstunde wie die von Bosold ist hierbei allerdings wenig hilfreich. Es stimmt natürlich auch nicht, dass der Wegzug von Bioplanta zehn Arbeitsplätze gekostet hat. Schließlich liegt Leipzig nicht am Ende der Welt und eine Fahrstrecke von 20 bis 30 Kilometern zur Arbeit ist heutzutage nicht ungewöhnlich. Mal ganz abgesehen davon, dass nur knapp die Hälfte der Arbeitnehmer von Bioplanta in Delitzsch wohnt. Delitzsch ist zwar am Einkommensteueraufkommen beteiligt. Durch die Verlagerung des Arbeitsortes nach Leipzig wird der Anteil unserer Kommune hieran aber nicht verringert. Entscheidend sind nämlich der Wohnsitz und der Verdienst der Bürger. Aus dieser Sicht ist es völlig gleichgültig, ob ein Delitzscher in Delitzsch, Bitterfeld oder Leipzig arbeitet. Hauptsache, er ist mit Hauptwohnsitz in Delitzsch gemeldet.

Ich habe seinerzeit im Stadtrat für den Optionsvertrag zum Verkauf des Grundstücks gestimmt, damit in Delitzsch-Südwest die Müllverbrennungsanlage errichtet werden kann und dadurch viele Arbeitsplätze erhalten bleiben bzw. neue entstehen. In dieser Überzeugung lasse ich mich auch nicht durch Geschichten wie aus "Tausend und einer Nacht" irre machen.

Manfred Böttcher, Delitzsch

LVZ, 18.03.2003