Fließt schon 2002 Strom statt Süßes vom Gelände der Zuckerfabrik?

Van-Meegen-Gruppe will Biomassekraftwerk in der Richard-Wagner-Straße aufbauen / Investor richtet Beteiligungsangebot an Technische Werke

Delitzsch. Noch ist unklar, ob am Standort Delitzsch ein oder sogar zwei Biomassekraftwerke gebaut werden.
Außer der Technischen Werke Delitzsch GmbH, die eine solche Anlage im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest vorantreibt, hält auch der Käufer der Zuckerfabrik, die Biokraftwerk Delitzsch GmbH (BKD) , eine 100-prozentige Tochter der Regenerative Energien GmbH (REG) aus Genthin, an seiner Absicht fest, auf dem Gelände an der Richard-Wagner-Straße so ein Vorhaben zu verwirklichen. Das bestätigte REG-Geschäftsführer Gerhard van Meegen unserer Zeitung.
Die BKD will in Delitzsch über 50 Millionen Mark investieren und beabsichtigt, bis zu 45 Arbeitsplätze für ehemalige Mitarbeiter der Zuckerfa brik zu schaffen. Entsprechende Arbeitsverträge seien mit dem Südzucker-Konzern ausgehandelt worden. Sie enthalten einen fünfjährigen Kündigungsschutz. Auch die Konditionen würden stimmen, erfuhren wir von einem, der sich für einen Arbeitsplatz bei BKD beworben hat. Bisher seien etwa 30 Bewerbungen eingegangen, einige seien aber auch schon wieder abgesprungen, sagte Gerhard van Meegen. Die Zuckerwerker stehen dabei vor der Wahl, entweder das Arbeitsplatzangebot bei BKD anzunehmen oder eine Abfindung von ihrem Konzern zu erhalten.
Obwohl der Kaufvertrag mit Südzucker für die Meegen-Gruppe eine Rücktrittsklausel enthält, ist der Geschäftsführer optimistisch, ab 16. März 2002 mit den Umbauarbeiten auf dem Gelände der Zuckerfabrik beginnen zu können. Sein Ziel ist es, noch 2002 Strom zu erzeugen, und er ist überzeugt, dass er schneller am Netz sein wird als die Mitwettbewerber in Delitzsch-Südwest. Noch vor Weihnachten will BKD die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren bei den Behörden einreichen. Derzeit würden vier Ingenieurbüros Zuarbeiten dafür liefern.
Sein Projekt aufzugeben, nur weil zwischenzeitlich auch die TWD ein Biomassekraftwerk planen, dafür sieht Gerhard van Meegen keinen Grund. Auch er habe starke Partner in der Wirtschaft, darunter große Stadtwerke. Außerdem habe er schon zu viel in dieses Vorhaben investiert. Neben dem Gelände der Zuckerfabrik habe er auch ein Grundstück südlich der Westtangente erworben, wo einmal der Strom ins Leitungsnetz eingespeist werden soll. Auch die benötigten 90.000 Tonnen Holz seien bereits vertraglich mit Brennstofflieferanten gesichert.
An einer Schlammschlacht mit den Wettbewerbern sei er nicht interessiert, sagt Gerhard van Meegen. Er müsse aber aufgrund der Stimmung in Delitzsch klarstellen, dass er bereits im August 2000 mit Südzucker erste Kontakte bezüglich eines Biomassekraftwerkes geknüpft hatte. Vor etwa einem Jahr habe er dann sein Projekt in der Stadtverwaltung Delitzsch vorgestellt. Anfang 2001 seien schließlich die Technischen Werke Delitzsch als Mitbewerber auf den Plan getreten. Zu diesem Zeitpunkt habe er schon den Kaufvertragsentwurf in der Hand gehabt, konnte das Genehmigungsverfahren aber nicht in Gang setzen, weil es nun einen Mitbewerber gab.
Im Gegensatz zu den Delitzscher Stadtoberen, die sich nicht vorstellen können, dass die Genehmigungsbehörden zwei Biomassekraftwerken zustimmen, meint Gerhard van Meegen, dass dies durchaus denkbar wäre. Allerdings mache es wirtschaftlich wenig Sinn. Gerhard van Meegen rechnet dennoch mit dem Einvernehmen der Kommune und räumte der Stadt bzw. ihren Technischen Werken die Möglichkeit ein, sich an dem BKD-Vorhaben zu beteiligen.

T. S.

LVZ, 19.12.2001