Verhandlungen über 90 000-Tonnen-MVA beginnen

Kreis sieht erforderliche Jahresmenge gesichert

Delitzsch. 98.000 Tonnen Restmüll als Grundlage für die Bietergespäche zum vorgesehenen Bau einer Müllverbrennungsanlage (MVA) in Delitzsch stünden nunmehr zu Buche, so informierte das Landratsamt den Umwelt- und Technikausschuss des Kreistages am Montagabend.

Diese Zahl ist Resultat einer Beratung der Arbeitsgruppe "Abfallbehandlung", die sich aus Vertretern des Abfallzweckverbandes Nordsachsen (AVN - Mitglieder sind die Kreise Torgau-Oschatz und Döbeln), der Kreiswerke Delitzsch (KWD) und des Landkreises Delitzsch gebildet hat. Die Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, für die weiteren Planungen die im Territorium künftig anfallenden Müllmengen zu ermitteln.

Im Einzelnen nannten die jeweiligen Vertreter folgende Mengen, die in den Bietergesprächen verbindlich herangezogen werden können: der AVN 35.000 Tonnen und der Landkreis Delitzsch 28.000 Tonnen Restabfälle aus Haushalten und Gewerbe. Weitere 35.000 Tonnen Gewerbeabfälle bringen die KWD aus eigener Akquisition in die Berechnungen ein. Die KWD-Angaben seien durch Entsorgungsnachweise untersetzt, hieß es.

Allerdings beschränkte der AVN seine Zusagen auf eine Müllverbrennungsanlage mit einer Jahreskapazität von maximal 90 000 Tonnen. Darüberhinaus gehende Zusicherungen machte der AVN von den konkreten Verhandlungsergebnissen mit den Bietern abhängig.

Des Weiteren wurde der Ausschuss über ein Gespräch mit dem Leipziger Oberbürgermeister in Kenntnis gesetzt. Dabei ging es um die Einbindung des Delitzscher Abfallkonzeptes in die vom Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW - Stadt und Landkreis Leipzig, Muldentalkreis) vorgenommene Ausschreibung seiner Restabfallentsorgung. Wie Landrat Michael Czupalla sagte, hätte die Stadt Leipzig ihr Interesse unterstrichen, aus dem Abfallaufkommen des ZAW die heizwertreiche Fraktion in Delitzsch behandeln lassen zu wollen. Im Zuge des Ausschreibungsverfahrens würden die Kreiswerke dafür ein entsprechendes Angebot unterbreiten.

Im Ergebnis dieser beiden Beratungen werden die Kreiswerke nun entsprechend des Kreistagsbeschlusses vom 27. September 2000 mit zwei Anbietern Verhandlungen zu einer thermischen Abfallbehandlungsanlage mit einer Jahreskapazität von 90.000 Tonnen aufnehmen.

PDS-Kreisrat Thomas Krönert fragte in diesem Zusammenhang den Landrat, ob dieser auf seine Antwortschreiben an die PDS- und SPD-Fraktionen schon Reaktionen erhalten habe. PDS- und SPD-Vertreter hatten die Rechtmäßigkeit des Kreistagsbeschlusses vom 27. September angezweifelt und der Verwaltung Eigenmächtigkeiten vorgeworfen. Czupalla erklärte, dass es keine Reaktionen gäbe und er auch keinen Handlungsbedarf seinerseits verspüre. Er habe mit den Experten und Fachämtern nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet. Wenn die Opposition, wie sie angekündigt hat. Klage einlegen will, "so müsse sie eben jetzt klagen" .sagte der Landrat.

T. S.

LVZ, 08.11.2000