"Die Stadt Delitzsch braucht neue Denkansätze"

SPD-Ortsverein schickt Joachim Ackermann ins Rennen um den Stuhl des Oberbürgermeisters

Delitzsch. Joachim Ackermann wird im nächsten Jahr für die SPD um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Delitzsch streiten. Am Donnerstagabend nominierte der SPD-Ortsverein Delitzsch den 47-jährigen Betriebswirt als Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im Juni 2001. Von den anwesenden 17 stimmberechtigten Genossen entschieden sich 16 (bei einer Gegenstimme) für ihn. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

Joachim Ackermann ist in der politischen Landschaft von Delitzsch noch ein relativ junges Gesicht, denn bis 1998 war er parteilos, obwohl er, wie er sagte, schon seit langem politisch interessiert sei. Doch nach der Wende hätte er sich "in einer von Lafontaine geführten SPD ebenso wenig wohlgefühlt wie in einer mit Wendehälsen bestückten CDU", begründete er seinen späten Eintritt bei den Sozialdemokraten. Dort wurde er 1999 gleich stellvertretender und dann vor zwei Monaten Delitzscher SPD-Ortsvereinsvorsitzender.

"Ich ziehe in den Wahlkampf mit dem festen Willen, Veränderungen in der Kommunalpolitik zu erreichen", so Ackermann. "Stellen Sie sich vor, Oberbürgermeister Bieniek gewinnt die Wahl, dann wird für ins gesamt 18 Jahre ein Mann die Geschicke unserer Stadt lenken, der noch keinen einzigen Tag in der Demokratie der BRD aus Sicht des Normalbürgers all die vielschichtigen Probleme der Stadt erlebt hat. Nach elf Jahren Bieniek sind neue Denkansätze für die Zukunft der Stadt notwendig", argumentiert der SPD-Mann. Für alle, die diese Auffassung teilen, stellt er sich dem Wahlkampf. Dabei wolle er den Amtsinhaber jedoch nicht verbal diffamieren.

Als Hauptaugenmerk seiner politischen Tätigkeit bezeichnet Ackermann die nachhaltige Stärkung der Wirtschaftskraft des ansässigen und noch anzusiedelnden Gewerbes in Delitzsch. So seien die Ursachen für eine unverhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit in einer Stadt mit exzellenter Infrastruktur schonungslos aufzudecken. Im Falle seiner Wahl kündigte Joachim Ackermann ein Konzept zur Wirtschaftsförderung an, welches öffentlich zu diskutieren sei. Überhaupt fordert er, die Bürger viel langfristiger und stärker in Umgestaltungsprozesse einzubeziehen. Undemokratische Verfahrensweisen wie bei der Festlegung der Abwasser- anschlussbeiträge nach der letzten OBM-Wahl dürften sich bei den Straßenausbaubeiträgen nicht wiederholen, sagt Ackermann Kritisch äußert er sich darüber, wie in Delitzsch derzeit mit sozialen Problemen und Auswüchsen des Extremismus umgegangen wird. "Gegen asoziales Verhalten in jeder Form" werde er als Wahlsieger vorgehen, und "ein Ordnungsamt hat sich nicht in erster Linie mit Falschparkern zu beschäftigen", sagt der Amtsanwärter.

Ebenfalls das Thema Müllverwertung wird in seinem Wahlkampf eine Rolle spielen. "Ich will kein mitteldeutsches Abfallentsorgungszentrum in Delitzsch", ist seine Botschaft an die Wähler. Deshalb wird Joachim Ackermann mit allen Mitteln gegen eine Müllverbrennungsanlage, die in Windrichtung zur Stadt steht, kämpfen. Sollte er die OBM-Wahl gewinnen, würde das Für und Wider einer Müllverbrennungsanlage öffentlich diskutiert. Lehnten die Bürger eine solche Anlage ab, verspricht Ackermann, seine ganze Person einzusetzen, um den Bau zu verhindern.

T. S.

LVZ, 03.11.2000