"Dafür haben wir den Ort nicht erhalten"

Mölbis kämpft gegen Müll-Anlage

Von Martina Kurtz

Mölbis, einst bekannt als Deutschland schmutzigstes Dorf, dann erblüht zu neuem Glanz. Jetzt befürchten die Einwohner neues Unheil.

Das Unternehmen Deponie, Wirtschaft und Umwelt DWU, Ex-Betreiber der Skandal-Deponie Cröbern, plant für 20 Millionen Mark eine Verbrennungsanlage für Altholz und Abfall mit 300.000 Tonnen Jahreskapazität in Espenhain.

Die Mölbiser haben schon zu DDR-Zeiten schlechteste Erfahrungen mit Luft aus der Espenhainer Richtung gemacht. Deshalb gründeten sie jetzt die Bürgerinitiative "Zukunft Südraum Leipzig", sammelten schon 650 Protestunterschriften in einer Woche. Mikrobiologe Dr. Jürgen Herrmann (42) will den Sicherheits-Versprechungen der Betreiber nicht glauben: "Es gibt deutschlandweit keine praktischen Erfahrungen für eine derartige Anlage im Dauerbetrieb."

Bürgerinitiativen-Vorsizender Tobias Aresin (42): "Erst wird der Tagebau saniert, dann zum Müllzentrum verplant. Dafür haben wir den Ort nicht erhalten."

Bei den Bürgermeistern der Nachbar-Orte Böhlen, Rötha und Espenhain stoßen die Sorgen der Mölbiser allerdings auf taube Ohren: Die Veröffentlichung eines offenen Fragebogens im Amtsblatt wurde abgelehnt. Aresin: "Artikel mit öffentlicher Meinungsbildung oder mit politischen Aussagen hätten dort nichts zu suchen."

Bild, 02.11.2000