Rückblende auf den Großbrand der Altholzhalde der Firma Van Meegen Energie GmbH in Barby im Mai/Juni 1998

Es war das größte Feuer, das es in der Geschichte Sachsen-Anhalts je gegeben hat, so Kreisbrandmeister Horst Mehr.“ (Volksstimme Schönebeck vom 12.1.1999)

Für 12.000 Tonnen wurde die Genehmigung erteilt, nicht aber für die hier gelagerten 30.000 Tonnen.


Seitens der Genehmigungsbehörde wurde unter anderem die Lagerung in mehreren voneinander getrennten kleineren Halden gefordert, um den Brandschutz zu erfüllen. Der Betreiber, Herr Gerhard van Meegen, lagerte dennoch nach eigenem Gutdünken die gesamte Menge auf einer komplexen Halde. – Die Ausmaße dieser Formation waren 120 Meter Länge x 120 Meter Breite x 16-18 Meter Höhe. (siehe Übersichtslageplan)

In dem Artikel der Mitteldeutschen Zeitung vom 28.05.1998 „Feuerwehr kapitulierte, der Holzberg soll nun abbrennen“ heißt es wie folgt: „Gegen den Betreiber Gerhard van Meegen läuft nach Angaben der Staatsanwaltschaft Magdeburg seit Juli 1997 ein Verfahren wegen unerlaubten Betreibens von Anlagen und Lagerung von Rest- und Abfallhölzern ohne Genehmigung. Bei einer Durchsuchung des Firmensitzes in Barby wurden im Juli 1997 auch Geschäftsunterlagen beschlagnahmt.

Im Nachfolgenden einige Auszüge aus der Informationsschrift des Landratsamtes Schönebeck/Stadtverwaltung Barby, die sich ausschließlich dem Großbrand Barby widmete.

Auf insgesamt 21 Seiten wird ein Rückblick auf das Geschehene absolviert.

In den Morgenstunden des 23.05.1998 wurde von einem heimkehrenden Diskobesucher von der LIO 65 der Brand im Gelände des ehemaligen Maisanwerkes bemerkt. Er informierte über sein Handy die Kreiseinsatzstelle Schönebeck. Dort wurde zunächst Alarm für die Freiwillige Feuerwehr Barby ausgelöst. Die anrückenden Kräfte TLF-16/25, LF-8 LO, LF-16/TS Magirus ELW B1000 mußten feststellen, dass es sich um einen seit ca. 2 Jahren „gewachsenen“ Haufen aus geschredderten Holz handelte. (Trotz mehrerer Anfragen und Hinweise durch die Feuerwehr und eines seit einem Jahr existierenden Gutachtens über die Nichtbeherrschbarkeit eines eventuellen Brandes.)
Die Feuerwehr Barby forderte unmittelbar nach ihrem Eintreffen Verstärkung an. Zunächst wurden die Feuerwehren Salzelmen mit TLF 16/24, LF 8/6 und die Feuerwehr Pömmelte mit LF 16/TS alarmiert. Nach Eintreffen dieser Kräfte wurden noch die Feuerwehr Gnadau mit LF 8-LO und STA, die Feuerwehr Glinde mit LF 8-LO und STA und der SW 2000 der Feuerwehr Schönebeck nachgefordert. Diese ersten Kräfte waren bis auf die FF Salzelmen bis ca. 18.00 Uhr im Einsatz. Die inzwischen unter der Leitung des Kreisbrandmeisters gebildete Technische Einsatzleitung organisierte die Ablösung durch andere Wehren des Landkreises.

Von den 37 Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises kamen bis zum 28. Mai Vierunddreißig in Barby zum Einsatz, manche davon mehrmals. Ab Donnerstag, den 29. Mai 17.00 Uhr war für 24 Stunden die Kreisfeuerwehrbereitschaft des Landkreises Anhalt-Zerbst im Einsatz.

Weiterhin waren das mobile Labor des Institutes der Feuerwehr (IdF) Heyrothsberge, die Ermittlungsgruppe der Umweltpolizei, das Staatliche Amt für Umweltschutz, das Landesumweltamt und natürlich die zuständige Stadtverwaltung von Barby im Einsatz.
Am Samstag, den 06. Juni 1998 wurde die Einsatzstelle an den Betreiber übergeben. Der Brand schwelte noch mehr als acht Wochen später.

Drei Hubschrauber der Bundeswehr flogen zwei Tage und versuchten, die Altholzhalde aus der Luft zu löschen. Das Wasser holten sie aus einem ca. 2 km entfernten Kiessee. – Trotzdem war kein erkennbarer Löscherfolg zu erzielen. Normalerweise wären hierfür die Kosten in Höhe von rund 335.000 DM der Stadt Barby bzw. dem Landkreis in Rechnung gestellt worden. Bereitwillig übernahm jedoch die Bundeswehr diese Kosten und somit logischerweise der deutsche Steuerzahler.
Zwei 800 PS Radlader der Zementwerke Bernburg mit einer Höhe von fünf Metern und 10,5 Kubikmeter Schaufelvolumen wurden in 4 Stunden Fahrtzeit mittels Polizeieskorte bis zum Brandort gebracht. Sie sollten eine Schneise in die Halde schlagen und die Bergung von Holz vornehmen. Die Aktion musste nach 8 Stunden abgebrochen werden, da es innerhalb der begonnenen Schneise für die Radlader und deren Besatzung zu heiß wurde. Kurze Zeit später zündete die Schneise dann durch – Es kam zum Überschlagen des Feuers. Danach fraß sich das Feuer unter der Oberfläche durch den gesamten Berg.
Als sämtliche Löschversuche nichts mehr brachten, wurde durch die Einsatzleitung und alle anderen Beteiligten beschlossen, die Halde kontrolliert abbrennen zu lassen.

Mit dem tagelangen Einsatz der Feuerwehren gingen nicht näher aufgeführte Kosten für Verpflegung, Treibstoffe, verschlissenes Material usw. einher. Beispielsweise wurden einige der eingesetzten 300 Sück B-Schläuche ein Opfer der Flammen. Die 60-70 Brandbekämpfer in den Reihen der hier zum Einsatz gekommenen insges. 34 Freiwilligen Feuerwehren fehlten auf ihren Arbeitsstellen. Dies geschah zum Leidtragen ihrer Firmen. Über mehrere Tage hinweg stand die brennende Altholzhalde unter Dauerbeschuss durch Löschhubschrauber und Feuerwehren. Bis zu 10.000 Liter Wasser wurden minütlich in das Inferno gespritzt. Hinzu kommen die Hubschrauberflüge, bei denen jeweils 6.000 Liter Wasser auf den Brandherd gekippt wurden. – Ein Feuer der Superlative.

 »»» zum Biomassekraftwerk Delitzsch

 »»» zur Startseite