Sortieranlage mit nachgeschalteter Ersatzbrennstoffproduktion Delitzsch Süd-West

Bild von der Reststoffsortieranlage Delitzsch Süd-West (32kB) Westansicht der Sortieranlage (73 kB) Rückseite der Sortieranlage (51 kB)

Die Sortieranlage mit nachgeschalteter Ersatzbrennstoffproduktion Delitzsch Süd-West wird von den Kreiswerken Delitzsch, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung betrieben.

Reststoffsortieranlage Delitzsch Süd-West

Die LVZ-Kreiszeitung tat ihren Lesern am 27.11.2002 in dem Artikel Rollende Woche bis ins Frühjahr kund, dass im Industrie- und Gewerbegebiet Delitzsch Südwest "vor zwei Jahren für rund zehn Millionen Euro das erste Sortierwerk mit angeschlossener Ersatzbrennstoffherstellung in Sachsen entstanden" sei.

Schenkt man diesem Text sein Vertrauen, so hätte die Anlage umgerechnet ca. 20 Mio. DM gekostet. Somit liegt die dargestellte Investitionssumme etwa 8 Mio. DM über dem Angebot der Firma Vecoplan/St. Egidien. Bei zwangsläufig gleichen Ausschreibungsunterlagen für dieses Projekt wurde also die Firma Babcock Borsig Power Environment/Gummersbach zum Generalauftragnehmer, obwohl sie fast 70% teurer war.

Die Kreiswerke Delitzsch, als Auftraggeber dieses Projektes und Betreiber der Anlage halten sich zu diesem Sachverhalt in ihrer Homepage sehr bedeckt. Da heißt es nur lapidar: „Der Zuschlag wurde auf das wirtschaftlichste Angebot erteilt. Den gelegentlich öffentlich geäußerten Anspruch auf weitergehende Auskünfte über Details dieses nicht-öffentlichen Vergabeverfahrens haben die Verfahrensbeteiligten, die Aufsichtsgremien sowie Aufsichts- und Ermittlungsbehörden. Eine Veröffentlichung der Bewerber ist nach §17 Nr.6 VOB unzulässig.

Am Rande sei zu bemerken, dass die Kreiswerke Delitzsch mit 55% öffentlicher Beteiligung wirtschaften. Ihr Aufsichtsratsvorsitzender ist der Herr Landrat Czupalla, ein gelernter Dipl.-Ing. für Betriebswirtschaft.

Bei der Besichtigung dieser sog. Sortieranlage im September 2003, sagte uns der dortige Betriebsleiter, dass die Anlagenkomponenten nicht mehr dem Produktionsprofil entsprechen würden und es nun erforderlich sei, die Anlage grundlegend umzubauen. Meine Vermutung zum ganzen Dilemma kann deshalb nur sein: Die falsche Anlagentechnik wurde zu allem Überfluß noch überteuert gekauft. Die horrende Summen verschlingende Beratung der Kreiswerke Delitzsch muss unfachmännisch und damit schlecht gewesen sein.

Indirekt zahlt der Bürger die Zeche.
Die Aufsichtsratsmitglieder und ihr Vorsitzender scheinen vollständig in den Skandal eingebunden zu sein.

Westansicht der Sortieranlage

Westansicht/Rückseite der Ex-Sortieranlage (neue Anlagenbezeichnung der Kreiswerke: „Ersatzbrennstoffproduktion“).

Rückseite

Die Inhalte der zugeplanten Container werden auf die Deponien Spröda (Betreiber sind die KWD), Lochau (Sachsen-Anhalt) und Holzweißig bei Bitterfeld (ebenfalls Sachsen-Anhalt) verbracht.
Im Jahre 2002 konnten nach einer Information an das SMUL nur 14% qualitätsgesicherte Ersatzbrennstoffe produziert und abgegeben werden. 123.122 Tonnen mussten also deponiert werden. Auch diese wurden deutschland- und europaweit per LKW herangekarrt, um letzendlich auf den besagten Deponien zu landen. Die neue Wortcreation der Kreiswerke für ihre sog. Sortieranlage mit nachgeschalteter Ersatzbrennstoffproduktion lautet übrigens nur noch „Ersatzbrennstoffproduktion“. Vielleicht hat man nun erkannt, dass der Sortierprozess von untergeordneter Bedeutung bzw. gänzlich abhanden gekommen ist? Lt. Aussage des Geschäftsführers Dr. Buder beträgt der Annahmepreis für Abfälle 34,50 € je Tonne. Damit ist man gegenüber Müllverbrennungsanlagen konkurrenzlos günstig.
Die Frage ist nun, ob die sog. Sortieranlage nur eine Alibifunktion erfüllt, damit die nicht ertüchtigten Billigdeponien noch vor Toresschluss zum 30.06.2005 hinreichend gefüllt werden und somit die beteiligten Müllkonzerne ihre Gewinne steigern können?

Fakt ist, dass die ostdeutschen Länder zurzeit mit Abfällen ihres gesamtdeutschen Vaterlandes und europäischen Auslandes zugekippt werden. Wir Ostdeutschen scheinen uns nicht zu schade - haben keinen Nationalstolz, unsere Heimat für das Mülliardengeschäft der Müllbarone zu opfern.
Die politisch agierenden Handlanger dieses neuen Adelsstandes versprachen uns blühende Landschaften - Delitzsch sollte gar zur Rosenstadt werden. Die Blüten sind verwelkt - Delitzsch „schmückt“ sich mit bunter Plaste an den Müllmagistralen.

Dietmar Mieth, 14.04.2004

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